Primarschule Uster
Der Schritt von der Primarschule an die Sekundarschule oder ans Gymnasium bringt viele Veränderungen mit sich. Wir haben Sekundarlehrerin Claudia Bekier und Gymilehrerin Romy Pirker Ferrara gefragt, was die Jugendlichen erwartet und wie sie und ihre Eltern sich darauf vorbereiten können.
Was ändert sich für die Schülerinnen und Schüler beim Übertritt von der Primarschule an die Sekundarschule bzw. ans Gymnasium?
Claudia Bekier: Der Übergang in die Sekundarschule wird vor allem in den ersten Wochen als einschneidend und intensiv empfunden. Die Primarschülerinnen und -schüler verlassen das gewohnte Umfeld und besuchen den Unterricht in einem anderen Schulhaus und in einem neuen Klassenverband. Die Präsenzzeiten sind in der Regel länger und es stehen neue Fächer auf dem Stundenplan. Die Jugendlichen haben sieben bis zehn Lehrpersonen und wechseln häufig das Zimmer. Dies erfordert Organisationsgeschick. Die Sek bereitet die Jugendlichen letztlich auf eine Berufslehre oder weiterführende Schule vor. Es wird mehr Selbständigkeit und zunehmend auch eigenverantwortliches Lernen erwartet. Allerdings geschieht die Umstellung nicht von heute auf morgen. Wir begleiten und unterstützen sie auf diesem Weg, vermitteln ihnen Lernstrategien und arbeiten auch intensiv an überfachlichen Kompetenzen.
Romy Pirker Ferrara: Für einige Kinder bedeutet es, dass sie den ganzen Tag bei uns verbringen. Das ist ein Bruch und anstrengend. Neu ist zudem, dass sie in jedem Fach eine andere Lehrperson haben. Zwar gibt es eine Klassenlehrperson als Bezugsperson, aber man sieht sie nur einige Stunden pro Woche. Die Kantonsschule Uster ist zudem eine sehr grosse Schule. Die jüngsten sind im Pavillondörfchen, das auch einen schönen Aussenraum hat, aber der Schulalltag vermischt sich mit den älteren Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums und der Berufsschule. Schliesslich ist die Arbeitslast grösser. Man muss sich weitgehend selbstständig zurechtfinden und lernen. Der Wechsel ist aber immer auch ein Neustart – gerade für Kinder, die vielleicht Mühe hatten in der alten Klasse oder Schule, kann dies sehr positiv sein.
Claudia Békier ist Klassenlehrerin Sek A im Schulhaus Freiestrasse.
Romy Pirker Ferrara unterrichtet immersive Geschichte an der Kantonsschule Uster.
Was sind häufige Fragen oder Sorgen beim Übergang?
Bekier: Die Jugendlichen besuchen in der Sekundarschule den Unterricht in Niveauklassen. Gemäss den Empfehlungen der Primarlehrpersonen wurden sie in die Sek A, B oder C eingeteilt. Einige befürchten, dass sie abgestuft werden könnten. Allerdings haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Zuteilung in den meisten Fällen sehr stimmig ist und es nur selten – und auch nicht aus heiterem Himmel – zu Umstufungen kommt. Vor allem in den ersten zwei bis drei Wochen benötigen die Jugendlichen Zeit für die Umstellung. Wir drücken da auch mal ein Auge zu, wenn noch nicht alles klappt.
Pirker: Die Organisation ist sicher ein Punkt, der in der Umstellungszeit fordernd sein kann. Der Wechsel an die Kantonsschule ist ein grosser Schritt in der Entwicklung, auch wenn «die Kleinen» noch intensiver betreut werden. Auch die Probezeit kann belasten. Sie klingt jedoch schlimmer, als sie ist: Sie dauert sechs Monate und bereits nach der Hälfte der Zeit wird offen und ehrlich der Stand erhoben. Braucht es Stützunterricht oder Hilfe bei der Organisation? Da schauen wir genau hin und unterstützen bei Bedarf. Ein weiterer möglicher Sorgenpunkt sind die Kosten. Die Eltern müssen alle Unterrichtsmaterialien und Exkursionen selbst bezahlen. Es gibt einen Unterstützungsfonds, der bei Bedarf hilft. Eltern sollen sich bitte unbedingt melden – er ist genau dafür da.
Worauf dürfen sich die Schülerinnen und Schüler besonders freuen?
Bekier: Eine neue Klasse bietet die Chance auf spannende Bekanntschaften und neue Freundschaften. In der Sekundarschule wird nicht nur gelernt. Der Alltag wird immer wieder aufgelockert durch spezielle Events wie Exkursionen, Theater- und Konzertbesuche, Bälle oder Partys und sportliche Aktivitäten. In den drei Jahren finden in der Regel zwei Klassenlager statt, die von den Kids als sehr cool beschrieben werden, und in den Sportferien gibt es ein klassenübergreifendes Wintersportlager. In den verschiedenen Schulhäusern haben sich zudem viele schöne Rituale und Traditionen etabliert, um den Jugendlichen den Einstieg zu erleichtern. So etwa dürfen sich meine zukünftigen Schülerinnen und Schüler auf persönliche Briefe meiner Kids aus der 3. Sek freuen. Diese Schreiben enthalten viele nützliche Tipps, wie der Übergang gelingt. Die Informationen stammen von wirklichen Expertinnen und Experten – von jungen Menschen, die drei Jahre Sekundarschule erfolgreich durchlaufen haben. Einige bezeichnen die Sekundarschulzeit sogar als «die beste Zeit ihres Lebens».
Pirker: Da die Lehrpersonen jeweils nur ein Fach unterrichten, haben sie grosse Freude daran und können dies den Schülerinnen und Schülern vermitteln. Auch musikalisch läuft viel bei uns: Neben Instrumentalunterricht gibt es regelmässig Konzerte. Im Latein finden am Schuljahrende die Spiele «ludi latini» statt, es gibt Modulwochen, Exkursionen oder die MINT-Days, wo Expertinnen und Experten aus Mathematik und Naturwissenschaften zu uns kommen. Man kann sich auch in Kommissionen engagieren, die zum Beispiel Events organisieren und so den Schulalltag mitprägen. Klassenlager und ein dreiwöchiger Hauswirtschafts-Unterricht sind weitere Highlights.
Wie können sich die Schülerinnen und Schüler sowie ihre Eltern auf den neuen Abschnitt vorbereiten?
Bekier: Wie später im Berufsleben ist ein gesundes Mass an Belastung und Entlastung notwendig. Als Ausgleich zur Schule ist es sinnvoll, ein Hobby zu pflegen, sei dies sportlicher oder musischer Art. Es ist eine gute Idee, gemeinsam zu besprechen, wann Hausaufgaben erledigt werden und wann Freizeitaktivitäten genossen werden können. Viele Jugendliche haben keine Struktur und schieben dann das Lernen auf die lange Bank, was schnell zu Stress und Misserfolgen führen kann. Es ist wichtig, dass sie einen Arbeitsplatz haben, wo sie ihre Aufgaben ungestört erledigen können. Eltern dürfen sich auch nicht davor scheuen, Regeln bezüglich Handynutzung oder dem Surfen im Internet aufzustellen. Zu guter Letzt kommt man überall am besten durchs Leben, wenn man mit seinen Mitmenschen respektvoll umgeht. Dies ist an unserer Schule nicht anders. Wer Erwachsenen und Mitschülern offen und ehrlich begegnet, wird schnell neue Freunde gewinnen.
Pirker: Das Wichtigste scheint mir, den Druck wegzunehmen. Eltern sollten ihren Kindern gerade am Anfang bei der Organisation der vielen Fächer helfen und für einen guten Arbeitsplatz sorgen, statt nur an die Leistung zu denken. Die Übergangszeit ist anstrengend, deshalb ist es auch ganz normal, wenn die Kinder zuhause mal «hässig» sind. Sorgen Sie für Entspannung und atmen Sie gemeinsam durch. Wenn Schwierigkeiten auftauchen, ist Stützunterricht möglich. Und es ist auch nicht verkehrt, nochmals ehrlich nachzufragen: Will das Kind das wirklich? Wenn nicht, geht keine Welt unter. Vielleicht braucht das Kind noch mehr Geborgenheit. Es gibt so viele Möglichkeiten, und auch zu einem späteren Zeitpunkt führen Wege ans Gymi.